Samstag, 7. April 2007

Tian'an men

Heute habe ich mir mal ein bisschen sight-seeing vorgenommen. Ziel ist der Tian'an men Platz im Herzen Pekings - auch als Platz des himmlischen Friedens bekannt - welcher eine riesige betonierte Fläche ist. Ganz schön voll hier. Egal ob Werktag oder Feiertag, die Menschenmassen drängen sich auf dem Platz um ihrem geliebten Mao zedong zu huldigen. Da liegt der Hund nämlich begraben... genau im Zentrum des Platzes im Mao Mausoleum. Leider hat das Grab die nächsten Wochen wegen umbauarbeiten geschlossen, was ziemlich blöd für die Touristen ist die aus dem ganzen Land hergereist sind. Und dann ist der Eintritt auch noch frei!!! Nicht schlecht, aber da ich ich noch ne Weile in Peking verweile werde ich die Gelegenheit ein anderes mal nutzen. Seine Leiche wird immer Vormittags und Nachmittags zur schau gestellt.
Am West- und Ostrand erstrecken sich kommunistische Gebäude aus den 50ern welche die Funktionen eines Nationalmuseums und den Sitz der Legislative Chinas einnimmt. Ich hab's mal nicht fotografiert weil ich diese Bauform einfach gähnend langweilig finde.

- Blick von Qian men auf das Mausoleum, links: Große Halle des Volkes, rechts: Nationalmuseum

Nördlich von Mao's Eisfach steht, auch recht imposant, das Monument der Volkshelden komplett aus Granit gefertigt. Es zeigt Episoden aus Chinas Revolutionsgeschichte und Kalligrafien, die Mao Zedong und Zhou Enlai anfertigten.


Aber da ich mich nicht wirklich für den kommunistischen Teil der Geschichte von China interessiere, besuche ich Qian men, das alte Stadttor im Süden, das die verbotene Stadt von den äußeren Vierteln abtrennte. Heute enthält einer der beiden Türme ein Museum das die Geschichte dieser Befestigungsanlage über mehrere Etagen aufzeigt. Die Treppen in der Anlage sind derart steil, dass man sich hier leicht den Hals brechen kann.

- Qian men (Hier das Zhengyang men Tor)

Es ist mittlerweile 15:00 Uhr und ich überlege mir ob ich vielleicht nicht noch in die verbotene Stadt gehen soll... Dafür passiere ich das Tor mit Mao's Portrait über dem Eingang um dann einen ziemlich langen Fußmarsch bis zum eigentlichen Portal zur verbotenen Stadt zu gelangen. Hier am Tor aus der Ming-Dynastie rief der große Vorsitzende Mao die Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 aus. Tja, leider macht hier um 16:00 Uhr schon alles dicht. Das Gedränge ist schier unerträglich. Ich dachte immer das ausländische Touristen wie eine Plage über die Sehenswürdigkeiten herfallen, aber die Chinesen sind einfach unschlagbar!!!
Es ist einfach unglaublich. Alleine auf dem Weg zwischen Mao's Portrait und dem Haupteingang wurde ich 17mal von Verkäufern angelabert. Und das auch noch ziemlich dreist. Nun den, dann gehe ich jetzt wieder nach Hause, meine Füsse tun eh schon weh. Schon auf dem Weg nach draussen werd ich schon wieder angequatsch. So'n Chinese hält mir ständig ne hübsche Uhr vor die Nase. Ich krall sie mir einfach, bedanke mich und lauf gemütlich weiter. Ist doch nett dass er mir soetwas einfach schenkt... Hab's ihm dann aber wieder zurückgegeben als er versuchte mir zu erklären das es ein Missverständniss sei und ich ihm dafür Geld geben müsste...
Hey, jetzt sind's sogar schon 5m die ich zurückgelegt habe ohne dass mich einer... NEIN.!!! Und schon wieder. Diesmal ist es ein Mädchen, eine Kunststudentin, die Arbeiten aus ihrer Uni ausstellt. Ziemlich genervt erkläre ich ihr dass ich echt keinen Bock mehr auf irgendeine Verkaufsmasche habe und lieber nach Hause möchte. Überraschender Weise zeigte sie sich Verständisvoll und garantierte mir dass sie mir nichts verkaufen wolle. Najaaaa, dann bin ich halt mitgegangen. Das ergebnis waren tatsächlich sehr schöne Aquarellmalereien und Kaligrafien. Im alten wie auch im modernen Stil. Sie hat mir wirklich alles mögliche über die verhschiedenen Techniken und Bedeutungen von Symbolen erklärt. Daraus entstand ein langes interkulturelles Gespräch, in dem ich ihr am Ende meine ganzen alten Eurocent Stücke überliess, da sie das sehr interessierte. War wirklich sehr nett und ich denke wir werden uns wieder über den Weg laufen. Spätestens beim nächsten Besuch der Verbotenen Stadt :)
Als letzten Tipp gab sie mir noch mit, dass ich auf den Tian'an men Paltz gehen solle, da die Fahne bald eingeholt werde. Und damit verabschiedete sie sich mit "Good bye, my friend".

Beim herauslaufen aus dem Kunstladen, gelange ich auf den äußeren Hof der verbotenen Stadt. Ich komme gerade recht, da eine sich eine Garde gerade auf ihren Auftritt vorbereitet. Diese wird in kürze die Fahne einholen.



Echt der Hammer wie viele Leute sich um die Fahne positieren. Das muss wohl schon ein aussergewöhnliches Ereignis sein.


Sogar die städtische Müllabfuhr stellt sich in Reihe auf. Ein Spektakel, das mit großem Nationalstolz verbunden ist. Alle Augen sind gen Flagge gerichtet. Sogar mich bekommt ein Gefühl der Ehrfurcht. Die Menschenmasse nimmt auf dem gesamten Platz und auf der gegenüberliegenden Strassenseite zur verbotenen Stadt zu. Plötzlich wird die Masse von Gardisten geteilt um den Weg zur verbotenen Stadt frei zu machen. Der Verkehr auf der Hauptstraße wird komplett zum Stillstand gezwungen. Tjo, und da kommen sie auch schon. In Reih und Glied marschieren sie erhobenen Hauptes über die Straße um die Fahne exakt in dem Augenblick einzuholen, in der die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Das Programm wird auch zur Morgenstunde geboten. Tag für Tag. Tja, das war's auch schon. Die Dunkelheit setzt rasch ein sodass der Platz und seine Gebäude nun hübsch bestrahlt werden können.
"Excuse me sir, where are you from?" "Waaaaaas denn nun schon wieder???"
Ein kleines Fräulein guckt mich mit gaaaaanz großen, neugierigen Augen an. Gut, sie hat keine Verkaufsartikel bei sich und darum gebe ihr eine Chance. Das Mädel vorhin war ja auch nett. Und siehe da, es entsteht ein wunderbares Gespräch. Ihre Freundin aus Peking die sich bei dem Gespräch eher zurgehalten hat, erklärte mir, dass Sie es nicht gewohnt sei Ausländer anzutreffen da Sie aus einer anderen Provinz kommt und nur zu Besuch hier sei. Wir laufen also gemeinsam durch die Stadtmitte und reden über alle verschiedenen Dinge. Unterwegs machen wir noch einen kurzen Zwischenstop beim Kartenvorverkauf, da die Kleine unbedingt die Shaolin-Kung Fu Show anschauen möchte. Ich kenne die Show zwar schon aus Deutschland, aber vielleicht ist diese hier ja noch besser. Und als begeisterter Kampfsport-Liebhaber lass' ich mir das doch nicht entgehen... Also, wieder 26 Euro ärmer. Wir verabreden uns noch für den morgigen Tag um 19:00 Uhr vor dem Theater und Sie verabschiedet sich mit einem freundlichen "Good bye my friend". Bin mal echt gespannt wie's wird und freue mich schon darauf.

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