Samstag, 31. März 2007

Grenzland

Nun hab' ich mir heute mal nen Tripp zu Fuß vorgenommen um ein bisschen die Dimensionen der Stadt zu erforschen. Also einfach mal loslaufen... Hab erstmal den Weg zum Büro genommen und dann auf die Karte geschaut. In westlicher Richtung gibt es ein paar sehenswerte Parkanlagen am Stadtrand, unter anderem der Sonnentempel. Unterwegs komme ich an einem historischen Gebäude vorbei und frage mich: Ob das hier ne Clownschule ist?? :D
Hab mir aber später sagen lassen, dass es sich um ein Restaurant handelt und die Mädels die Kunden zum Empfang hereinbitten.
Irgendwann bin ich so weit gelaufen, dass ich den äußersten Stadtring überquert habe. Die Sonne geht schon unter und mein Blick ist gen Westen richtung Heimat gerichtet.
Ich laufe weiter und weiter und verlaufe mich in einen Ort der Armut. Die Menschen leben hier in Barracken oder aufgegebenen Kasernen die schier auseinanderfallen. Dei Einwohner dort sind sehr froh mich zu sehen und lächeln mich an. Ich denke es ist das erste mal, dass sich ein Europäer in die Gegend getraut hat. Ein Bauarbeiter (diese scheinen alle am Stadtrand angesiedelt zu sein) scheint zu bemerken, dass ich ein Problem mit der Wegfindung habe und hilft mir freundlicherweise weiter. In China passieren auf Baustellen sehr häufig tödliche Unfälle, weil gerade bei der Sicherheit gespart wird. Erst vor 2 Wochen ist bei einem Tunnelbau für die Pekinger Metro die Decke eingebrochen und hat 8 Bauarbeiter getötet.
Ich laufe weiter und es ist bereits Nacht. Ich schaffs einfach nicht mehr - auf dem Plan sieht alles etwas näher aus... und ein Maßstab steht auch nicht dran... -_- Also mach ich mich auf den Rückweg um zumindest für den morgigen Tag etwas fit zu sein.

Freitag, 30. März 2007

Auf dem Weg zur Arbeit

In der ersten Nacht konnte ich noch nicht richtig durchschlafen. Bin immer wieder aufgewacht und lag um 3 Uhr morgens hellwach im Bett - der Jetleg zeigt seine Wirkung. Ich habe mich dennoch dazu entschlossen am folgenden Tag mit Yuanming ins Büro zu gehen. Schon ganz früh am morgen zeigt sich ein reges Leben in der Straße. Entlang der Straße siedeln sich etliche kleine Gewerbe - überwiegend Imbissbuden - und Händler von ausserhalb, die ihr Gemüse verkaufen wollen. Ich musste mich darauf einstellen, dass in China nun mal anders gefrühstückt wird. Meistens kauft man sich auf dem Weg zur Arbeit eine Kleinigkeit zu essen. Und wer kann bei dem leckeren Gemüse auf der Straße schon wiederstehen...? Danke, aber da hungere ich lieber. Es sind ungefähr 25min Fussweg von der WG bis zum Büro. Dieser führt unglücklicherweise an 3 großen Hauptstraßen entlang wo schon die Abgase auf mich warten. Beim einer Brücke werde ich auf eine in Peking sehr bekannte Straße aufmerksam gemacht, der Zhong guan cun dajie. Wer schlau ist, versucht sie am besten zu umfahren. Das Buero liegt in einem Neubaugebiet das überwiegend aus Bürokomplexen besteht. Und mittendrin eine Shoppingmall die man vielleicht sogar in Frankreich schon gesehen hat. Carrefour!!
Erst jetzt im Neubaugebiet fiel mir zum ersten mal ein Gebäude auf das dem tradtionellen Baustil mit geschwungener Dachform gleicht. Früher wurde hinter diesen Mauern die Kunst der Kalligraphie ausgeübt.

Das ist das Büro in dem ich arbeiten werde:
Es befinden sich mehrere Firmen in diesem Gebäude die sich mit kleinen Räumlichkeiten, meist ein einzelner Raum, zufrieden geben. So ist das auch im Stadtbauatelier. Doch noch am selben Tag erfahre ich dass wir in den naechsten 3 Wochen umziehen werden, gerade vier Gebäude weiter in ein größeres Büro. Aus diesem Grund wurde Bearbeitung der Aufträge kurzzeitig gedrosselt sodass es im moment nicht viel zu tun gibt... zumindest für mich. Ich soll mich die kommende Woche nur mit Kleinkram beschäftigen und Texte zusammenfassen und Übersetzen *ächz*
Nun, immerhin habe ich dann die frohe Botschaft vernommen, dass für mich eine neue Wohnung gefunden wurde und sich in einem Neubau befindet. Modern, sauber UND ein großes Bett!!! Un und nicht mehr so'n Schuhkarton wo ich mich wie 'n Klappstuhl reinzwängen muss!!!
In der MIttagspause bin ich mit ein paar Kollegen in ne Kantine gegangen und zum ersten mal mit chinesischem Essen in Kontakt gekommen. Ich hab mir Jiao zi genommen, das sind mit Chinakohl gefüllte Teigtaschen. Sehr schmackhaft!!! Und das andere war irgend so'n Chili-Zeug mit Hühnchen... Das nehm ich nicht mehr!!! Eindeutig zu pikant... Und was zu trinken gab's auch nicht, sondern nur Suppe...


Tjo, morgen ist Samstag und da möchte ich mich gerne etwas in der Gegend orientieren und a weng rumlaufen und Passanten anpöbeln ;-)

Donnerstag, 29. März 2007

Tag 1. Das Grauen beginnt!

Nach 9.20 Stunden Flugzeit von Frankfurt, bin ich endlich sicher in Peking gelandet. Der Flug war lang, die Sitze eng, die Passagiere nervig (Klassenfahrt) und die Stewardess unhöflich. (Jetzt weiß ich erst deutsche Fluggesellschaften richtig zu schätzen...). Aber das Entertainmentangebot an Bord war echt gut. Jeder Sitz hatte seinen eigenen Fernseher mit jeder Menge Musik-, Film- und Spieleauswahl. Das meiste zwar in chinesisch aber besser als sich mit dem Sitznachbarn mit Mundgeruch zu unterhalten.
Nun den, um 6.20 Uhr Ortszeit erfolgte die planmässige Landung auf dem Pekinger Flughafen. Nach fast 40 minütigem Anstehen an der Grenzkontrolle wurde mein Pass per Stempel entjungfert und ich war offiziell auf kommunistischem Boden. Am Ausgang wurde ich schon von Yuangming, meiner Mitarbeiterin, mit einem "Alex"-Schild empfangen. Für einen Monat soll ich bei ihr in einer Chinesen-WG wohnen, bis das Büro eine für mich angemessenere Wohnung gefunden hat.

Beim verlassen des Flughafens sollte ich nun meine ersten Eindrücke der Stadt erhalten. Wir nahmen den Bus vom Flughafen, welcher sich im Norden der Stadt befindet, um in den Hai Dian District zu fahren, welcher sich im Westen der Stadt befindet. Eingentlich dauert die Fahrt nur 20min, aber gegen 8 Uhr morgens gings richtig los auf der Strasse. Nach 40min stockender Fahrt durch das Verkehrschaos, belgeitet von lauter sinnlos hupender Chinesen und einem ständig aus dem Bus rotzenden Busfahrer, der zu allem Übel sein Mikrofon nicht ausgeschaltet hatte, sodass es wirklich JEDER hören konnte, kamen wir endlich an unserer Haltestelle an.
Schon bei den ersten Atemzügen nach dem Aussteigen, legte sich ein staubiger Geschmack auf der Zunge und der Abgasgeruch in der Nase nieder. Ich versuchte solange wie möglich die Luft anzuhalten. Sinnlos. Yuangming versuchte ein Taxi anzuhalten, aber um die Uhrzeit ist das nahezu unmöglich. Also sind wir noch ca. 30min gelaufen bis wir endlich in der Wohnung ankamen. Ich hab auf der Fahrt zum Distrikt schon die ganzen alten 60er-, 70er Jahre Plattenbauten vorbeiziehen sehen und gehofft es würde nicht so schlimm werden. Aber als wir in unsere Straße einbogen, war ich auf alles gefasst...

Nun, zumindest zeigt sich die Straße sehr lebhaft
abgesehen davon, dass ständig Auto- und Taxifahrer durch die Straße preschen und die Leute anhupen. Hab ich schon erwähnt das mir das ziemlich auf die Eier geht? Tja, nach ungefähr 50m standen wir dann vor meinem neuen Zuhause...

Die Eingangstüren haben noch ganz traditionell, die Glückwünsche des Frühlingsfestes auf rotem Papier kleben.
Tja, das war mein erster Tag. Ich hab dann nur noch mein Zeug eingeräumt und mich in meinem Schuhkarton zusammengrollt und ewig lang gepennt.

Tja, Peking, der erste Eindruck war nicht gerade überzeugend... sorry.